Kalkofes letzte Worte
Kopulier mir !

Ganz ganz früher, so gegen damals, war alles einfacher. Wenn der Mann eine Lebensabschnittsgefährtin suchte, die ihm die Fellunterhosen bügeln und die Höhle klinkern sollte, schlurfte er - sofern er das Aufrechtgehen bereits beherrschte - einfach zum Dinosaurier-Grillplatz, grunzte zweimal und donnerte dem nächstbesten Nichtschwänzler seinen Holzprügel auf die Omme.

Ein paar Jahrhunderte später mußte er sich schon etwas mehr Mühe geben. Zusammengelogene Komplimente und geklaute Blumen, ein Kniefall und Geschmeide - der güldene Verlobungsring wurde zur Keule des modernen Mannes. Doch es sollte nur wenige Jahrzenhte dauern, da war es die Frau sogar selber, die - sofern auch sie schon aufrecht gehen konnte - am Samstagabend mit Mini-Pli und Mini-Rock loswackelte, um sich ihren Begattungshelfer höchstpersönlich zu erwählen.

All diese hübschen Formen des spontanen Kennenlernens scheinen heute jedoch ausgestorben zu sein. Wer dieser Tage was zum Anfassen sucht, der geht ins Fernsehen. Denn töffelig herumgebaggert wird längst nicht mehr nur in der verwarzten Vorstadt-Fummeldisco, sondern auch auf dem Bildschirm. Wo einst nur in der ARD ein hagerer Holländer gelangweilt aufgebrezelte Bürokauffrauen fragte, welcher der drei pomadebeschmierten Arschgeigen denn nun ihr Herzblatt sein sollte, kamen schon bald die Quoten-Trüffelschweine der übrigen Sender aus ihren modrigen Kreativ-Katakomben gekrochen und jagten gleich dutzendweise fröhliche Geschlechtsverkehr-Vorbereitungsshows über den Äther. Von "Verzeih mir" bis "Besorg's mir" und "Verpiss dir", von "Sommer sucht Sprosse" bis "Fisch sucht Dose" und "Redaktuer sucht Gehirn" - in jeden Topf paßt ein Teckel, und Quote bringt es außerdem. Wer zu dösig ist, eine "Frustrierter Erdkundelehrer mit Einbauküche und eigener Cordhose sucht junge Thailänderin mit viel Toleranz" - Anzeige aufzugeben, meldet sich halt bei "Nur die Liebe zählt" oder "Wen die Plaume quält" oder läßt sich gleich von Linda, der sprechenden Scheiblette, zum zukünftigen Scheidungsopfer machen. Kein Aspekt der gescheiterten Zwischenmenschlichkeit, der noch nicht im Werberahmenprogramm zu sehen ist. Obwohl, - "Mord oder Scheidung" als Nachfolger von "Geld oder Liebe", "Flitterfickeln" oder "Die Onan und Wixie-Show" könnte ich mir schon noch vorstellen.

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