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Sättigungsbeilage Fernsehen |
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Reden wir heute mal über das Essen. Um dem leeren Magen in den Zustand unangenehmer Völle zu verhelfen, platzierte die clevere Hausfrau früher noch die gemeine Salzkartoffel mit Petersilie-Schuppen neben die irre Rinderroullade. Oder Papa bröselte sich längs des Zigeunerschnitzels überlegen den nicht klumpenden Kunstreis aus Onkel Toms Hütte auf den weißen Teller. Heute jedoch bleibt die Küche kalt, da wird einfach die Sättigungsbeilage aus der Kiste angeknipst.
Zu jeder Tageszeit gibt es das passende Fernsehgericht. Während sich bei Sonnenaufgang der noch dösende Darm zu vereinzelten müden Morgenmagazinen recht angeregt entleeren läßt, wird bei den meisten anderen Sendern entweder die passende Seifenoper zum Duschen gereicht oder nochmal schnell der kalte Kaffee vom Vorabend aufgebrüht. Durch den verschnarchten Restmorgen plaudert sich danach das sympathische Schwiegersohn-Modell "Kerner" mit sanft einlaufenden Plaudereien, auf daß ja niemandem beim Frühstück die Eier zu hart werden - wobei zum Abschrecken selbiger anschließend die schrill durch das Studio keifende "Vera am Mittag" als Appetithemmer über den Bildschrim walzt. Wenn sich gegen eins die gebeutelte Bürokauffrau ihre Diätsuppe anrührt, läuft gewöhnlich irgendeine amerikanische Krimiserie, wo ein tölpeliger Killer versucht, in einer einsamen Tiefgarage eine kreischende Blondine im Regenmantel auf dem Frauenparkplatz plattzufahren.
Zum Käffchen dann ein bißchen "Bärbel" oder einen kleinen Fliegenschiß Betroffenheit, zum Kuchen aber auf jeden Fall eine Portion Ilona, denn die ist noch banaler als Schlagsahne und macht nicht mal dick, höchstens doof. Zwischen den Mahlzeiten gibt es nichts, höchstens als kleinen Snack etwas Gemümmel von "Hans Meiser" oder ein bißchen bewegtes Brusthaar mit silikongefüllter Bikini-Beilage in "Baywatch". Lecker wird es erst wieder zum Abendbrot. Da wirbeln im "Glücksrad" bunte Buchstaben durch leere Köpfe, da sagt uns Barbara Eligmann, wie sie heißt, und in "Beschissene Zeiten - Schlechte Zeiten" stümpern sich hoffnungslose Schauspielschul-Abbrecher durch gequirlte Drehbuch-Kacke.
Es ist eben nicht zu verhindern im Zeitalter der multimedialen Überfütterung: Das Auge ißt nun einmal mit - auch wenn das Gehirn meist hungrig vom Tisch aufstehen muß. Und geguckt wird, was auf den Tisch kommt, sonst gibt es schlechtes Wetter und Bildstörungen. Na dann Mahlzeit - aber für mich bitte keinen Nachtisch!
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