Kalkofes letzte Worte
Im Namen der Gerechtigkeit

Jedes Land der Erde hat seine eigenen Gesetze. Wenn in Bagdad im Aldi ein arbeitsloser Großvesir eine Dattel vom Grabbeltisch mopst, so darf man ihm dafür zwanzig Minuten lang eine Standpauke halten und danach beide Hände abhacken. Wenn hingegen in Amerika ein Mann einem anderen beim Boxen nicht, wie es sich unter zivilisierten Menschen gehört, eins in die Schnauze haut, sondern ihm schwuchtelig am Ohr knabbert, so ist dies zwar eine Unverschämtheit, andererseits aber doch nur Mundraub, insofern er wirklich Hunger hatte. In Frankreich darf man sogar ungestraft stehend in Löcher im Boden kacken. Bei uns würde dies zumindest als eine Sauerei angesehen, dort drüben ist man schon froh, wenn die Bürger überhaupt allein die Hose aufkriegen.

Nennen Sie bei uns eine Game-Show aus dem Souterrain des menschlichen Kreativzentrums, in welcher ein schizoid kreischendes Publikum im Herdenwahn trampelnd Kandidaten applaudiert, die den korrekten Preis einer Tüte Kartoffelpüree erraten können, eine "Idiotensendung", so vermag dem inhaltlich kaum jemand zu widersprechen. Trotzdem kann diese persönliche Einschätzung der Realität ausreichen, um die Zeit der Gerichte einige Instanzen lang von wichtigeren Problemen abzuhalten. Seltsamerweise ist es im Gegenzug aber nicht möglich, den Produzenten oder Moderator, der einem mit seiner beschissenen Sendung kostbare Freizeit gestohlen hat, wegen unterlassener Qualitätsleistung zu belangen.

Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Wann werden die Zuschauer endlich beginnen, die Fernsehsender für ihren geistigen Sondermüll wegen intellektueller Umweltverschmutzung anzuzeigen? Wird es jemals erlaubt sein, den Spastlruther Katzen für ihr winselndes Gejaule die Klöten abzuknipsen oder die Kelly Family auf einem öffentlichen Marktplatz zu waschen und zu seifen? Gibt es keine rechtlichen Mittel gegen einen medialen Affenfurz wie "Kommissar Schimpanski"? Und wieso kann ich einen Radiosender, der mir alle zehn Minuten zwischen seinen musikalischen Dinosaurierknochen aus dem Paleozän damit in den Ohren liegt, daß er die tollsten Superhits der letzten 10 000 Jahre hat, nicht gerichtlich dazu zwingen, auch mal einen davon zu spielen? Darf die Intelligenz des Publikums wirklich auf ewig ungestraft beleidigt werden? Justitia, die blinde Kuh mit der kaputten Fleischerwaage und dem Duschvorhang über der Schulter, hat den Überblick verloren, und als Selbstjustiz bleibt nur der Abschaltknopf. Die Welt ist nun einmal nicht gerecht. Einspruch abgewiesen!

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