Kalkofes letzte Worte
Eine Weihnachtsgeschichte

Und so begab es sich also zu einer Zeit, daß ein neues Gesetz erlassen wurde von den Königen der GEZ, auf daß ein jeder einzelne sich zählen lasse, und wenn er nur einer sei, er doch ruhig der eitlen Mathematik zum Trotze für zwei Gebühren zahlen solle.

Zu gleicher Zeit verspürte an einem anderen Orte eine blutjunge Endvierzigerin, deren Name Hera war, ein schwänglerisches Rumoren in ihrem Bauche, und weil sie wahrlich ein Superweib war - das wußte niemand so gut wie sie selbst - so ahnte sie, daß dieses Kind von ganz oben, Programmdirektor oder sogar noch höher, gesandt sein mußte. Davon erfuhr auch Jürgen, ein windiger Wanderprediger mit dem wachsamen Blick eines eingeschläferten Cockerspaniels, und da er sich dem lieben Gott als guter Kumpel und Berater wähnte, die blonde Hera aber keineswegs angepackt hatte, vermutete er seine irdische Vaterschaft, denn etwas ähnliches hatte er schon einmal in seinem dicken Buch gelesen. So machte Jürgen die Fliege, verließ betroffen seine aufatmende Gemeinde und zog mit Hera durch Lind und Land auf der verzweifelten Suche nach einer Talkshow, die sie als Gäste aufnähme und in der sie den Menschen all das erzählen könnten, was diese gar nicht wissen wollten. Doch es war Weihnachten und alle Sendungen - von Vera am Mittag "Die Wessis haben krumme Pimmel" über Arabella "Ich nagel gern gepiercte Pferde" bis zu Schäfers Bärbel "Wenn ich so oft könnte, wie ich wollte, dann würde ich viel öfter!" - waren bis zur Antennenspitze gefüllt. Selbst bei "Wetten, daß...?", wo Michael Jackson wegen einer Hodenzerrung seinen Auftritt abgesagt hatte, verschloß man die Türe vor dem arme Paar und holte sich zum Adventssingen lieber Die Prinzen mit dem Neubrandenburger Tuntenchor im Fistel-Kanon.

Doch als Heiligabend PR-mäßig schon gelaufen schien, da fanden sie Unterschlupf in einem umgebauten Sendestall vom Offenen Kanal, wo Hera gebar einen strammen Stoß heißer Luft und ein gar dickes Buch, was ihr schon lange auf Herzblatt und Magen gedrückt hatte. Und als die Kunde eines neuen Werks zur Erleuchtung frustgeplagter Fremdsprachen-Sekretärinnen und Friseur-Mätressen um die Erde ging, da kamen sie alle, um der Mutter werbewirksame Gastauftritte darzureichen, profitable Verlagsverträge und altbackene Arschgeigen-Verkupplungs-Shows zum Kaputtmoderieren. So jauchzten alle glücklich und ein Frohlocken ging um die Erde, denn wenn schon nicht ein neuer Erlöser erschienen war, so doch wenigstens ein ordentlicher Reibach, was ja auch ganz schön war, gerade zum Fest. Frohe Weihnachten!

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