|
|
|
Es ist schon seltsam. Weihnachten steht wieder einmal vor der Tür, das Fest der Liebe und der Freude und des Wohlgefallens... Doch je genauer ich meine erwartungsvoll geschmückte Umwelt betrachte, desto mehr fühle ich mich, als würde mir der spitze Lumpi des Nachbarn schwanzwedelnd und geilhechelnd die Stelze in Richtung Kniekehle hinaufruckeln. Das Herz bleibt kalt, aber das Bein wird wärmer, und irgendeine kleine Stimme in mir sagt: Vorsicht, da will dich gerade einer ficken! Und auch wenn der hormonell überreizte Onanier-Lassie beim Schienbeinschubbern so unschuldig guckt, als wolle er eigentlich nur meine Hose bügeln - ich weiß genau, was der blöde Hund will! Für ihn bin ich in dieser Situation nichts als ein fleischgewordenes Tischbein, kurz angerammelt und gleich danach wieder vergessen.
Genau dieses Gefühl habe ich auch in der Vorweihnachtszeit. Ich trau' dem Frieden nicht. Ganz plötzlich sind alle Leute so unangenehm freundlich, lächeln ungefragt und heucheln Interesse an ihren belanglosen Mitmenschen, bevor sie pünktlich zum Ende der Feiertage ihre Ego-Automatik wieder übergangslos in den Arschloch-Modus zurückschalten. Die schmalzbackigen Aufblasmoderatoren der Boulevard-Magazine schnitzen sich ihre jahreszeitlich bedingte Betroffenheitsfurche in die Stirn der hohlen Labermurmel und appellieren an Gefühle, die sie höchstens noch aus den eigenen Programmtrailern kennen. Sämtliche Hilfsorganisationen der Erde sind gezwungen, sich in wenigen Wochen penetrant den Wolf zu betteln, um durch die kurzlebige saisonale Spendenlaune der Bevölkerung wenigstens halbwegs deren vollkommene Ignoranz in den übrigen elf Monaten auszugleichen. Wieso eigentlich die ganze Mühe? Weshalb tut man Süßstoff in den Wein und macht ihn warm, wenn man sich doch viel billiger mit einem Hammer auf die Rübe hauen kann, falls man Kopfschmerzen möchte? Und warum wagt kaum jemand, sich im Dezember einfach genauso scheiße zu verhalten wie den Rest des Jahres? Aus Angst, Big Brother Weihnachtsmann könnte das mitkriegen und doch noch eins der Geschenke aus dem Sack nehmen, wenn er die Wahrheit über einen erfährt? Da klemm' ich mir doch lieber wieder einen Dackel an die Wade. Trotzdem: Frohe Weihnachten! Möglichst das ganze Jahr über.
|
|