Kalkofes letzte Worte
Lieber reich und tot, als arm und krank

John Lennon ist tot. Bob Marley auch. Bata Illic nicht, der sieht nur so aus. Sonst hätte man auch vielmehr von ihm gehört in letzter Zeit. Sobald ein Star abnippelt, stürmt er schließlich erst einmal die Charts - denn nur der Tod macht unsterblich und versöhnt die Kritiker. Elvis würde lebend heute vielleicht nur noch als Cover-Modell für "Die 100 besten Fetten-Witze" arbeiten oder mit den Wildecker Herzbuben auf holländischen Kaffeefahrten Heideschinken verkaufen und den Schwabbel-Rock singen.

Queen hat natürlich früher auch bessere Alben gemacht, aber keiner meckert, denn für einen toten Sänger ist es halt doch ganz ordentlich. Und selbst James Dean, der coolste Fluppenlutscher und Viva-Moderator der 50er, hätte sein vergnatztes Konterfei niemals auf Millionen von Untersetzern, Aschenbechern und krakeligen Pop-Art-Postern gebracht, wenn er nicht ohne Stuntman seinen Porsche an den Baum gesemmelt hätte.

Der gewitzte Knochenhändler weiß: auch ohne Krematorium kann man aus einem verblichenen Künstler jede Menge Asche machen. Und man muß dazu nicht einmal warten, bis die Leiche kalt ist - im Gegenteil! Je schneller man als moralischer Nachlaßvater des Dahingerafften auf der Bildfläche erscheint, desto glaubwürdiger kann man mit einer Träne im Scheckbuch die Trauer-T-Shirts bei der Beerdigung verscherbeln.

Und als ob Totsein nicht eigentlich schon depremierend genug wäre, muß das Opfer sich von nun an auf ewig kommerziell bedauern lassen, ohne sich wehren zu können. Sonst hätte der Geist von Lady Di bestimmt längst die Kerze aus dem Luftzug genommen und all den Redakteuren in den heuchlerischen Hintern gerammt, die sich im kulturellen Diana-Overkill täglich mit neuen Science-Fiction-Biographien über sie ihr Kondolenz-Koks finanzieren. Vielleicht aber macht der gepflegte Abgang auch Schule, und die Fernsehsender beschließen, im Falle von klinischem Quotenmangel einer Show zukünftig statt mühsamer Änderungen lieber die finale Rettungs-PR am Moderator durchzuführen.

Sollte beispielsweise demnächst Maggie Schreinemakers beim Joggen in Belgien von sechs liebestollen Groupie-Rentnern mit Pocket-Kameras um den Hals verfolgt werden, dabei gegen ein Garagentor laufen und sich die Stimmbänder zerren, und sollte kurz darauf Patrick Lindner beim Haarefönen "Mei´ Kerzerl steht im Wind" singen - glauben Sie ja nicht an einen Unfall.

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