Kalkofes letzte Worte
Endlich Ruhe !

Sicher Klappe zu, Affe tot. Das war’s dann wohl. Tschüs Jahrtausend, war nett mit dir, aber nun bist du Geschichte, du alter Rochen. Ab jetzt läuft endlich die Zukunft, und wir schreiben uns stolz das Toilettenzeichen als Datumskürzel auf den Briefkopf. Plötzlich befinden wir uns in einer Zeit, die uns bislang nur aus der Science-Fiction bekannt war, in der die logisch denkende Menschheit aus ihren Fehlern gelernt hat, wir alle fliegende Autos fahren und uns in Sekundenschnelle von Ort zu Ort beamen können.

Und wie sieht die Realität aus? Die Leute sind alle noch genauso blöd wie vorher, nur arbeiten die Dümmsten davon jetzt beim Fernsehen, wir fahren Autos, die aussehen wie eingeschweißte Brühwürfel auf Rädern, und das pünktliche Ankommen verhindert immer noch die Deutsche Bahn. Wie deprimierend, wenn man erkennen muss, dass die Zukunft plötzlich zur Gegenwart wird und dabei genauso popelig bleibt wie die Vergangenheit. Aber wie soll es jetzt weitergehen? Wahrscheinlich wird zuerst noch mal ein paar Monate lang zurückgeblickt, bis die Schwarte kracht. Nach vorne schauen lohnt sich nicht, da wird man ja doch nur enttäuscht, also betrachtet man lieber mal die Geschichte und schreibt sie so um, dass sie in ein quotenfreundliches TV-Movie passt. Das schlimme Schicksal der Jeanne d’Arc letztens auf RTL lief ja auch ganz ordentlich, obwohl man dort mit dem Alternativtitel "Johanna lässt den Schlüpfer qualmen" bestimmt noch mehr Zuschauer gezogen hätte. Daran erkennt man den Kulturwillen, bei Sat.1 wäre es nicht unter "Jungfrau in Frankreich - Zum Krieg verführt und fies verkohlt!" abgegangen. Kurz davor gab es ja bereits die Arche Noah als amerikanische Titanic-für-Viecher-Version - die ulkige Legende vom kauzigen Sintflut-Käpt’n Iglo, der mit seinem selbst gehämmerten Endzeit-Traumschiff und jeder Menge poppender Tiere durch das Scheißwetter tuckert. So lustig kann eben die Geschichte sein!

Aber abgesehen von Balzac, Cleopatra und all den anderen angedrohten Pseudo-History-Schinken: Wann und wie wird man eigentlich die Ereignisse von heute verfilmen? Im Jahr 2083 die Oskar-Lafontaine-Schmonzette als "Zwerg Nase lässt das Sausen nicht - ein Nörgelschlumpf räumt auf"? Weihnachten 2112 die Erfolgsstory von Dieter Bohlen als Mini-Serie "Modern Torture - Ein Leben gegen die Musik"? Oder wäre das zu früh und das Grauen noch zu frisch? Themen gäbe es ja sonst auch genug: Schumi’s Life - die langweiligste Sportlerbiografie aller Zeiten, der teure Verlust der spaßigen Zone, das vierjährige Regierungspraktikum von Gerhard Schröder ... und natürlich "Silvester ’99 - Mann, war das Kacke!" - der überbewertetste Jahrtausendwechsel seit mindestens 1000 Jahren. Fresse und Feierabend!

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