Kalkofes letzte Worte
Unter dem Keller

Das Femsehen wird einfach immer blöder - behaupten viele Menschen dieser Tage. Und es fällt gar nicht so leicht, ihnen zu widersprechen. Trotzdem möchte ich es versuchen, denn mit einer Handvoll Optimismus können wir die ganzen aktuellen Entwicklungen auch durchaus positiv beurteilen. Das Fernsehen wird einfach immer ehrlicher! Chapeau. Kein verlogener Kulturanspruch mehr, vorbei die Zeit des Heuchelns, in der ungeliebte Worthülsen wie Information, Niveau, Kompetenz und Inhalt wie ein intellektuelles Feigenblatt vor das verschrumpelte Gemächt der Sender gehalten wurden! Vive la revolution! Schluss mit Denken, das ist schlecht für den Body, und mit Bildung allein kriegt man auch keinen süßen Typen, wenn ansonsten die Schuhe farblich nicht zum Nippelpiercing passen. Ich kann dieses ganze kritische Klugscheißer-Geschwafel von frustrierten impotenten Stimmungsvermiesern mit Angeber-Abitur nicht mehr hören, ich will Begriffe wie supertoll, echt superspannend oder total superschön, vielleicht auch mal mit mega statt super, wenn es wirklich richtig supersuper war. Ich will auch nicht mehr möchten, ich will endlich wollen. Und zwar das, was schon unsere Vorfahren im Urschlamm wollten: Ficken, Fressen, Fröhlichsein - darin liegt die wahre kulturelle Verbundenheit. Party machen forever. Einfach voll gut drauf sein, auch wenn der Arsch auf Grundeis geht, dann eben gut drauf auf dem Grundeis. Ey Party ey! Wollt Ihr Paartyyy? Klar wollt Ihr, wie sollt Ihr Blödeimer auch wissen, was Ihr sonst noch wollen könntet.

So auch im Fernsehen: Girlscamp - voll geil. Der Titten-Gulag von Sat 1, Spaß haben und abfeiern, totales Feeling, Sonne pur. Hauptsache die Torten sind nicht so verkackte Emanzenlesben, die sich so spießige Bikinis vor die Möpse hängen. Und "Big Brother 3" mit ohne Duschtür und Gruppen-Liegewiese. Cool. Hoffentlich muss da mal einer ganz dringend poppen, das war Fun. House of Love - mega-in! Ein spitzer Schnuckelboy und fünf paarungswillige Flachlegehennen in der Luxusbutze und next week umgekehrt. Hey, das geht! Und erst "Der Frisör" - echt crazy, voll am Labern die Typen beim Schnibbeln, das ist total krass gut, fette Lebenshilfe mit Waschen und Legen, endlich mal richtig reden und so. Können die ja dann als Fortsetzung "Die Parkuhr" machen.

Freuen wir uns also einfach, dass bei aller Doofheit doch ein derart kreatives Potential im Wahnsinn schlummert. Und dass selbst dort immer noch einer versucht, für den Verstand einen Keller anzulegen, wo schon längst der Boden entfernt wurde. Viel Spaß beim Graben!

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  geändert am 04.11.2012
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