Kalkofes letzte Worte
Haufenweise Sonderpreise

Preise sind etwas Seltsames. Oft sind sie niedrig, meistens aber viel zu hoch und manchmal sogar eine Ehre. In letzterem Fall werden sie verliehen, im ersteren muss man sie bezahlen. Im mittleren sind sie einfach utopisch, kommen von Leo Kirch und verhindern, dass wir die Fußball-Weltmeisterschaft ohne Werbung über Zimmerantenne beim Grillen in der Gartenlaube sehen können. Das ist dann einerseits eine unsoziale Schweinerei, andererseits aber einfach das bittere Gesetz der Marktwirtschaft und somit immer noch besser als früher in der DDR. Ansichtssache, aber wir reden auch nicht über Ostmark. Und nach drüben kann man auch nicht mehr gehen, denn drüben ist ja schon lange hier. Ich bin verwirrt. Wo war ich stehen geblieben? Preise, genau! Früher im ZDF war der Preis noch groß und zu gewinnen, später bei RTL sogar heiß und musste erraten werden, aber lustig war das beides nicht. Es ist alles sehr kompliziert.

Viele Preise bekommt man, ohne dass man weiß, wofür, und ohne dass man danach gefragt hat. Beispielsweise den "Bambi". Das ist so ein goldgespritztes Rehkitz in Begattungsstarre, trotzdem sehr wichtig, vom Gesichtsausdruck her irgendwo zwischen drohendem Stuhlgang und nahender Kühlerhaube. Niedlich halt. Vergeben wird das lackierte Wildbret für generelles Berühmtsein, aber wirklich genau weiß das keiner. Trotzdem freut sich jeder, der es kriegt, und eines Tages, wenn ich einmal alle Preise habe, außer dem "Bambi", wird es mir sicher Leid tun, dass ich darüber gespottet habe. Beleidige ich lieber auch gleich noch die "Goldene Kamera", die meines Wissens nach nur vergeben wird an Prominente, die in den letzten zwölf Monaten schon mindestens drei andere wichtige Preise bekommen haben und für zwei Jahre die "Hörzu" abonnieren. Ich kann mich aber auch irren. Bären und Löwen gibt es auch für irgendetwas. Überhaupt scheinen Viecher als Trophäen ziemlich angesagt zu sein. Außer vielleicht Milben, Sackratten und tanzende BSE-Kühe. Obwohl das eigentlich ein sehr schöner Fernsehpreis wäre. Wahrscheinlich gibt es deshalb so viel Tier-Statuen, weil man die wenigstens halbwegs erkennen kann. Grimme-Preis, Echo und Telestar sehen mehr aus wie das Halbjahres-Bastelprojekt eines sitzengebliebenen Waldorf-Schülers. So richtig wichtige Auszeichnungen, wie in Amerika den glanzvollen Skinhead "Oscar", gibt es bei uns ohnehin nicht, wir hätten höchstens noch den "Bravo-Otto" für totales Süß-sein und den "Goldenen Werner" für affenhaft debiles Winken im "Familienduell", aber den will die UNO demnächst verbieten lassen. Vielleicht sollte man in manchen Fällen doch besser noch mal über einen Preisnachlass reden.

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