Kalkofes letzte Worte
Dünn und dümmer

"Deutschland wird schöner! Deutschland nimmt ab. Und du machst es allen vor!" Mit diesen sympathisch aufmunternden Worten wirbt RTL II, der Zlatko unter den Privatsendern, gerade für seine neue und ebenso niederträchtige wie -ländische Abnehm-Doku-Soap BIG DIET. Ein Slogan, der übersetzt nichts anderes heißt als: "Endlich, man konnte ja schon nicht mehr hinsehen! RTL II sperrt alle hässlichen Breitärsche in den Kilo-Kerker! Und du versteck dich lieber, Schwabbelbacke, sonst kommst du auch noch in die Wurst." So ungefähr jedenfalls. Dabei ist es ja doch alles irgendwie ganz anders gemeint, beteuern die berufsunfähigen Kopfarbeiter aus der Dünnhirn-Redaktion, denn eigentlich wolle man mit der abgefilmten Elefantenparade ja nur helfen. Erst einmal sich selbst, danach aber vielleicht auch irgendwie den ganzen armen dicken Schweinen da draußen. Und dass man hier keinen Spaß haben will, zeige ja auch bereits die Wahl der Moderatorin: das personifizierte Mitgefühl Margarethe Schreinemakers, die Sabine Christiansen des Betroffenheits-Boulevards, sozusagen des Wahnsinns fette Beute. Journalistische Kompetenz an der Pforte zur intellektuellen Magersucht. Kameraüberwachte Gewichtsreduktion in der Debilen-Diät-Datscha als heiter besinnliche Familienunterhaltung zur besten Abendbrotszeit. That's Entertainment.

Wobei sich bei mir persönlich doch eher der Kummerspeck an die Hüften haften würde, wenn ich wüßte, dass mir die Schreinemakers den ganzen Tag über beim Abnehmen zuguckt. Dann doch lieber frei und moppelig. Nur gut, dass RTL II zur Ablenkung auch noch "Mega-Mann" vorbereitet, so was mit richtigen Kerlen, denn das Auge sieht ja mit. Potente Fitness-Arschgesichter mit Waschbretthirn und aufgequollenen Multi-Muckis im Survival-Kampf der Eiweiß-Schlucker. Und mittendrin der sprechende Kampfhund Axel Schulz als Experte für weichgeklopfte Matschbirnen. Fernsehen kann ja so viel Spaß machen. Und den Menschen sogar helfen. Wie wär' es demnächst mit "Big Bottle"? Ein grüner Altflaschen-Container mit Alkoholikern auf Zwangsentzug, und täglich kommen Naddel und Guido Westerwelle mit einem Uter Korn im Schritt vorbei und rühren die Kandidaten in Versuchung. Zum Aufstoßen schön. Oder auch "Bulimie-Camp" mit einem Dutzend fleischloser Schmachthaken-Girlies beim Futtertraining und zwölf Kameras in der Kotzkabine. Und falls die Quote nicht reicht, schicken wir einfach noch ein paar Reporter nach Somalia. Denn auch in den Medien gelten die Naturgesetze: Fressen und gefressen werden. Oder einfach: Finger in den Hals!

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