Kalkofes letzte Worte
Die Lust am Luder

Menschen, die einfach nur so das Leben und die Liebe genießen und sich die Sonne auf die Genitalien scheinen lassen, nannte man früher Hippies, Drückeberger oder einfach und ehrlich faule Schweine. Heute sagt man lüstern lächelnd "Luder" dazu, schaut selbigen respektvoll in den Ausschnitt und goutiert ihre Anwesenheit als schmückendes Beiwerk inmitten all der hässlichen reichen Klugscheißer. Stößchen mit Schampus, charmant debiles Kichern und zwischendurch die Leere aus dem Gesicht schminken. Nichts können, nichts wissen, viel wollen vor allem eine Menge Ruhm und noch mehr Geld für wenig Anstrengung. Und möglichst noch schnell ein wohlhabendes Eheopfer finden, bevor sich die Physis der brüchigen Psyche angleicht und die Brüste beginnen, sich von der tückischen Schwerkraft überrumpeln zu lassen. Ariane Sommer, Anna-Nicole Smith, Jenny Elvers, Rudolf Scharping - die Welt ist voll von lustigen Lebemenschen, deren Existenzberechtigung sich durch Fotografiert-werden-für-klatschmagazine-und-szenerubriken definiert. Ein grundlegend neuartiger philosophischer Ansatz: Ich sehe mein Foto, also bin ich. Und wenn mich mal der böse Geist der Sinnkrise streift, schau ich einfach in der "Bunte" nach, ob ich noch da bin.

Rein semantisch gesehen stammt der Begriff Luder aus der Jägersprache und bezeichnet Aas oder einen Köder. Im übertragenen Sinne also heute hirntotes Fickmaterial. Obwohl das vielleicht doch etwas zu eindimensional ausgedrückt ist, die meisten Profischnecken sehen ihre Tätigkeit ja inzwischen regelrecht als Ausbildungsberuf mit mündlicher Prüfung in der Industrie- und Wäschekammer. Viele spezialisieren sich sogar auf Boxen-, Party- oder allgemeine Allround-Ludrigkeit. Wahrscheinlich ist der Schritt zum Uni-Abschluß als Diplom-Luder auch gar nicht mehr so weit. Grundstudium in vier Semestern (Einführung in den Party-Small-Talk bei Vermeidung aller möglichen Inhalte, Geilschminken und Sexy Outfit-Workshop, Anfängerkurse im Animations-Dancing, Paparazzi-Posing, Vorlesungen über die Vorteile der Nichtsnutzigkeit), dann nochmal vier bis sechs Semester Hauptstudium (Fun-Having, Locker-Being, Silikonlehre - wieviel - wann - wohin?, Anspruchsvolle Aktfotografie. Orale Technik und GV in Theorie und Praxis). Und wer es bis zur eigenen TV-Show und Barbie- oder Gummipuppe schafft oder kurz vor dem Exitus noch schnell einen klapperigen Millionär kaputtheiratet, kann sogar den Doktor machen. Oder sich wenigstens von einem poppen lassen.

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