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Das ist schon ziemlig ekelig... "Prösterchen!" Das klingt nach Reihenhaussiedlung am Nachmittag, nach dicklichen Dauerwell-Damen mit einer aufgeschraubten Piccolo, einem Zwergpudel in der Achselhöhle und angetrockneter Zitronencremetorte im Mundwinkel. Noch schlimmer ist aber "Stößchen!" Wer das beim Schaumwein-Zuprosten sagt, vielleicht noch mit abgespreizten Fingerchen und dem koketten Lächeln einer naßforschen Chefsekretärin kurz vor der Gehaltserhöhung, dem darf man getrost ein- bis zweimal ohne Vorwarnung in die Fresse hauen.
Trotzdem sehe ich es schon auf uns alle zukommen - am Silvesterabend zur Mitternacht werden Millionen von Menschen den Kopf in die Konfetti-Schale halten und sich mit billigem Sekt vollschütten, "Prost Neujahr!" gröhlen und versuchen, aus kleinen krumpeligen Bleiklumpen mit der Form eines kackenden Kormorans die zu verkorksende Zukunft zu deuten. Und für ein paar Minuten werden sie sich der schalen Illusion hingeben, mit dem Rauchen aufhören zu können oder daß das neue Jahr vielleicht ja mal nicht ganz so beschissen werden könnte wie das letzte. Vor allem aber wird das Fernsehen sich nach Kräften bemühen, uns den ohnehin bekloppten Abend vollends zu versauen. Nicht "Gaudi-Tretminen und Blödel-Napalm", sondern "Lachsalven und Juxraketen" - hihi, so nennt der spaßvogelige ARD-Redakteur seine Ansammlung totgelachter Rohrkrepierer aus der Sketch-Retorte öffentlich-rechtlicher Heiterkeitsattentate. Und während sich in Ersten der Moik im "Silversterstadl" die Luftschlange aus der Hose schunkelt, fummelt uns im Zweiten der grinsende Grabbelzoni Lippert in das neue Jahr. Aber nichts gegen SAT.1: Die haben erst Juhnke mit der Promille-Gala und danach zwei Affen beim Sackentlausen in "Die superoberaffengeile Silvesterparty mit Schimpy und Paviani!" Mal unter uns - für so einen Titel wäre man früher noch ausgepeitscht oder von der Mutter des Progammdirektors in den Arsch getreten worden! Und für die Idee von RTL, um Mitternacht das Kölner Silvester-Feuerwerk von Bärbel Schäfer live kommentieren zu lassen, hätte man in der guten alten Zeit dem zuständigen Redakteur ohne Worte eine Handvoll China-Böller in die Unterhose gesteckt. Okay, Hans Meiser liegt zu der Zeit schon in der Heia, und Ilona Christen ist da immer noch beim Vorwaschgang, aber des Schäfers Bärbel, die Knallfrösche interviewt? Nein danke, da besauf´ich mich lieber doch selber, fresse alte Berliner, bis mir der Puderzucker aus den Ohren staubt und spreng´ den Fernseher in die Luft. Prost, du blödes neues Jahr - und Stößchen!
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