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Ich glaube, ich habe einen neuen Traumberuf: Ich möchte Model werden! Nicht irgendein Model, nicht so eins, das aufgedonnert wie eine Friseuse im Pupasch in die Kamera grinst und dabei lasziv triefende Tiefkühlpizza durch die roten Knutschlippen schlabbert oder sich nackt und lüstern im Autozubehörkatalog auf der Kühlerhaube eines VW Jetta rekelt, um gegen Kolbenfresser zu demonstrieren. Nein, ich möchte ein sogenanntes Top-Model werden! Eins von denen, das mit keckem Hüftschwung auf den Laufstegen der Pariser "Kleine-Titten-in-teuren-Klamotten"-Präsentationen herumstolziert und von der eigenen Schönheit gelangweilt von glänzenden Magazin-Covern lächelt.
Models sind der Schmuck der Erde, vom lieben Gott gesandt als Entschädigung für all die gruseligen Gestalten, die uns sonst in der Fußgängerzone begegnen. Sie sind den ganzen Tag lang ohne Pause einfach schön und lassen sich dabei fotografieren. Das ist übrigens gar nicht so schwierig, wie es sich anhört. Hungern und darben ist überflüssig - die meisten Models leben so wie Du und ich und essen das gleiche wie ein durchschnittlicher westfälischer LKW-Fahrer. Manche von ihnen mogeln freilich und stecken sich auf dem Klo im Wienerwald gleich nach dem Gaumenschmaus das abgelutschte Hühnerbein in den Hals, um sich dadurch hübschzukotzen. Allerdings sind das Ausnahmen, und die meisten davon werden schließlich auch ganz blaß und dürr und sehen dann zur Strafe aus wie ein darmkranker Zombie nach einer Brigitte-Diät.
Positiv für Neueinsteiger ist auch, daß eine übertriebene Schulbildung nicht unbedingt erforderlich ist - oder glauben Sie, irgend jemand hätte Claudia Schiffer in der letzten Zeit nach einer Kopie ihrer Mittleren Reife gefragt? Der erfahrene Fotograf weiß, daß eine charmante Leere im Kopf die Augen um so mehr zum Glänzen bringt. Schönsein ist nun mal ein anstrengender Vollzeitjob. Wer sich die Wimpern tuscht, kann schließlich nicht zur gleichen Zeit "Krieg und Frieden" lesen.
Dazu ist später noch genug Zeit, denn wenn so mit Ende Zwanzig die samtene Haut sich der heimischen Rauhfasertapete angleicht und das Silikon langsam unter die Kniescheibe rutscht, ist ohnehin alles vorbei, und man muß alberne Gymnastik-Videos für dicke Hausfrauen in Leggins-Würsten produzieren. Genießen wir also die Schönheit, solange sie blüht, und zerstören wir sie nicht mit der müßigen Suche nach ihrem Sinn und Verstand. Häßliche Doofe gibt es schließlich auch genug - und da wundert sich keiner drüber.
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