Kalkofes letzte Worte
Bei uns ist es am schönsten

Die Welt ist groß und in der Regel rund. Der Länder gibt es viele und die Menschen, die in ihnen wohnen, sind schon rein zahlenmäßig auch nicht gerade wenig. Sie unterscheiden sich in Sprache, Form und Farbe, wie auch in ihren ritualisierten Verhaltensmustern voneinander.

Der Asiate beispielsweise ist klein und gelb, kann keinen Cappuccino kochen und zieht überall ungefragt die Schuhe aus. Weil viele Leute das ziemlich asozial finden, muß er Karate können. Der Indianer ist stolz und rot und tapfer und stirbt immer im dritten Teil. Manchmal merkt er aber auch, daß er eigentlich noch gar nicht tot war, geht zum ZDF und kehrt zurück - dann ist er ein peinlicher alter Tattergreis und spricht aus Frust nur noch mit schwuchtelig französischem Akzent.

Der Europäer ist im Grundton hell, zwischen käsig und angebrannt - je nach Anbaugebiet - und auch sonst regional sehr verschieden. Der Italiener zum Beispiel ist trotz Goldkettchen eher gelassen, hat eine lange Nudel und beendet fast jedes Wort mit einem "e" ("Eine Grappa aufe Hause?").

Der Franzose hingegen ist immer hektisch, raucht dabei selbstgedrehte Fluppen und denkt pausenlos nur ans Ficken, was ihn in eine ständige Existenzkrise führt. Dem Holländer ist absolut alles scheißegal, deshalb züchtet er Tomaten ohne Geschmack und entwickelt Fernseh-Shows.

Der Deutsche letztendlich ist ganz anders. Er ist überdurchschnittlich intelligent, gutaussehend und glaubt das meistens sogar wirklich. Häufig ist er aber auch etwas klein und gedrungen, doch das akzeptiert er mit Würde. Früher versuchte er einmal, gross und blond zu sein, aber das ging in die Hose. Dafür ist er aber korrekt, fleissig und kommt stets pünktlich, selbst wenn er gar nicht weiss wohin. Wenn der Deutsche nach dem Sinn des Lebens sucht, füllt er ein Formular aus oder klebt Zettel an die Windschutzscheibe von Falschparkern. Grundsätzlich ist er eine Frohnatur, aber alles hat seine Grenzen. Ironie hält er für eine Krankheit und Humor macht ihm Angst, außer er kennt die Pointe. Deshalb versucht er seit Jahrzehnten, ihn mit Sketchparaden, Karnevalsumzügen und Schmunzel-Shows, in denen spaßige Sparkassenangestellte antike Witze erzählen, endgültig auszurotten. Wenn gar nichts mehr klappt, hört er Blasmusik oder häkelt lustige Hütchen für sein Toilettenpapier. Aber manchmal lächelt er auch heimlich, und das macht ihn sympathisch... und uns alle ein klein wenig stolz, daß wir dazugehören dürfen!

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