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Die Zeit der großen Birnen |
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Wir sollten sie wirklich genießen, die letzten Tage vor der großen Wahl! Schon bald sind sie vorbei, die beruhigenden Wochen der angenehm hohlen Versprechungen und der unbegründeten Hoffnung auf imaginäre Verbesserungen. Dann wird einfach wieder nur von irgendwem aus irgendeiner Ecke belanglos in der Gegend herumregiert, und alle Träume des Wählers sind dahin.
Vorüber ist dann auch die Zeit der blassen Personality-Ästhetik und der Verschönerung unserer schmucklosen Straßen mit opulent aufgeblasenen Politikerfressen. Denn irgendwie ist es doch genau das, was wir alle an der Vorwahl-Periode am meisten lieben: die immerwährende visuelle Präsenz der tapferen Männer und MännerInnen, die unser Land so aufopfernd klasse regieren bzw. es doch ganz gern einmal würden, wenn wir sie nur ließen. Es vermittelt einem einfach ein Gefühl von wohliger Geborgenheit, wenn man beispielsweise vom Arbeitsamt mit dem Antrag auf Sozialhilfe in der Tasche gemütlich im überfüllten Bus nach Hause tuckert, und auf der ganzen Strecke von jenen riesigen schmiergeleckten Scheitelvisagen siegessicher angegrient wird, als wollten sie einem sagen: "Kopf hoch, Junge, wenn du mich wählst, dann hätte ich gern Sex mit dir!" Als Bürger weiß man ja doch schon die gute Absicht zu schätzen.
Allerdings würde ich als Partei offensiver und ehrlicher an das Volk herantreten. Nehmen wir nur mal die CDU: Dort wirbt man mit einem Foto des scheidenden Kanzlers, der dem Betrachter in all seiner üppigen Körperlichkeit feist-fröhlich aus dem Plakat entgegenprotzt. Die Message "Weltklasse wählen" soll dabei wahrscheinlich die Assoziation zu einem überbreiten Mercedes in Kipplage wecken, aber in Wirklichkeit denkt jeder, es handle sich um den Starschnitt einer Endmoräne oder eine neue Werbekampagne der Metzgerinnung. Warum packt man den regierenden Sumo-Ringer nicht einfach mit voller Wucht auf das Poster und schreibt darunter: "Ich sitz’ euch alle platt!" oder "Haha! Versucht mal, mich hier wegzukriegen!" Auch Schröder würde ich völlig anders präsentieren - nicht so gewollt seriös und mit aufgebürsteten Augenbrauen wie Vater Uhu bei der Weihnachtspredigt. Einfach stolz lachend mit einer Hand im Schritt und den Worten: "Ich hatte mehr Weiber als Clinton!"
Für die Grünen vielleicht ein leeres Plakat und ein Schild "In vier Jahren zurück! Sind gerade tanken!", bei Guido Westerwelle ein schönes Porträt und dazu "Versprochen: 5 Prozent und ich hör’ auf, so doof zu grinsen!" - und bei der DVU einfach irgendeinen ihrer nationalistischen Nullköppe mit der Botschaft "Wähl mir, ich tu deutsch sein!" Aber wahrscheinlich würde man so viel Ehrlichkeit einem Politiker schon gar nicht mehr glauben...
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