Kalkofes letzte Worte
Urlaubsgedanken (Teil 2)

Urlaub ist Stress. Urlaub hat nichts mit der irreal glamourösen Vollfarbfünwelt zu tun, die uns die Werbung oder trendige TV-Travelmagazine vorgaukeln. Urlaub ist kein Massensport. Okay, er hat auch seine schönen Seiten, aber trotzdem unterliegt die pauschale Fernreise bestimmten unbeugbaren Regehl, an die sich der tölpelige Tormasen-Touri ausnahmslos zu halten hat, wenn er nicht physisch und psychisch an der Erholungserfahrung zerbrechen möchte. Hier einige Tipps zur mentalen Vorbereitung:

Der Flug - erwarten Sie nichts. Das hilft nicht, schmälert aber die Enttäuschung. Schon das Wort Abfertigung beinhaltet nicht zufälligig fertig, denn ihr Endziel ist die seelische Zermürbung des Individuums und dessen Überführung in die anonyme Passagierherde. Der beißende Geruch von kaltem Schweiß, billigem Drogerieparfüm und der zärtlich geschubste Körperkontakt innerhalb einer fremdartigen Gruppe unwirklich erscheinender Lebewesen, über deren eigene Zugehörigkeit man sich selbst erschreckt, vermittelt einem das Gefühl, ab jetzt könne alles nur besser werden. Diese Erfahrung hilft, den folgenden Urlaub als verdient für sich zu akzeptieren. Grundsätzlich unterscheidet sich der Charterflug nur marginal von dem großen Viehtransport nach Virginia City oder den Massenverschiffungen auf den Sklavengaleeren früherer Zeiten. Nur geschieht hierbei alles, mit perfider Freundlichkeit, so dass man sich regelrecht dafür schämt, wenn einem Gedanken durch den Kopf zischen wie: "Gehört es eigentlich zur Standardausstattung, dass einem die seitlichen Sitzlehnen versuchen die Hüftgelenke zu brechen oder zahle ich dafür extra? Warum sind sämtliche Sessel so eng ausgemessen, dass selbst unterernährte Zwerge mit abschraubbaren Extremitäten nur unter Schmerzen darin Platz finden können?" Egal - nach der Landung wird applaudiert. Aus reiner Dankbarkeit. Denn nach dem fahrlässigen Trombose-Anschlag oder der versuchten Vergiftung durch den geschmacksneutralen Nahrungsreplikate-Snack hätte einen der Pilot auch einfach abstürzen lassen können, es hätte nicht wirklich überrascht.

Hat man die ramponierten Kofferreste eingesammelt, folgt die Verteilung der überlebenden Urlauber in klimatisierte Rudelbusse zum Gefangenentransport in die verschiedenen Hotelvollzugsanstalten. Jedenfalls bis man als letzter übrig bleibt und erkennt: "Aha, der ausgebrannte Wagentorso mit dem davorgespannten halbtoten Esel und dem blinden Kutscher ist also für mich!" Das Abenteuer Urlaub hat begonnen - aber im Fernsehen sah das alles ganz anders aus. Und wer hat eigentlich die Fernbedienung zum Umschalten? (Fortsetzung folgt)

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