Kalkofes letzte Worte
Ferien auf Sagrotan

Pralle Hintern wölben sich in engen Shorts, bleiche Häute erröten pustelnd in den ersten Sonnenstrahlen und pappende Einweg-Kameras klicksen Bilder von grinsenden Dorftrotteln vor taubenschißverzierten Ortseingangsschildern: Es ist Urlaubszeit! Horden entseelter Pauschal-Idioten zwängen sich in fliegende Sitzbatterien, um in zubetonierte Arschloch-Ghettos transportiert zu werden, wo sie ihr alltägliches Spießerleben mit Sonnenöl und Jägerschnitzel bei 30 Grad im Schatten in gewohnter Tumbheit fortsetzen und das Bild des Deutschen im Ausland um ein paar Dutzend Peinlichkeiten anreichern. Andere sagen: "Wozu in die Ferne scheißen, wenn das eigne Klo so nah?" - und kaufen sich ein sogenanntes "Ferienappartement". Meist eine mickrige Karnickelbutze mit rustikaler Einrichtungsparodie, Kochnische und Naßzellen in einem 34-Parteien-Betoncontainer im Gewerbegebiet von Cotzhaven oder Bad Leckmichdoch. Diese muffigen Existenzgruben sind gewöhnlich noch häßlicher und deprimierender als die jeweiligen Hauptwohnsitze der bedauernswerten Gestalten und würden von Amnesty International noch nicht einmal als Einzelhaft-Zelle für Kriegsverbrecher zugelassen, gelten ob ihrer höchst zweifelhaften Lage beim stolzen Besitzer aber als Ort der Entspannung. Genauso gut kann man ein Furunkel am Arsch als Schönheitsfleck verkaufen.

Aber andererseits - was soll man sonst während der Ferienmonate tun? Fernsehen ist ja quasi unmöglich, da alle Sendungen Sommerpause machen. Maggie Schreinemakers läßt sich in der Karibik die Hühneraugen wegschmirgeln, Carrell fliegt zum Ideenklauen in die Staaten und Maren Gilzer erkundigt sich erst einmal, wieviel Konsonanten in URLAUB sind. Ein Blick auf die Uhr, ein "Huch, es ist ja schon Sommer" und der Star wird zum Beamten, läßt die Griffel fallen und verpißt sich. Der zurückgebliebene Zuschauer aber macht das Gerät an, sieht das Gebißwackeln von Peter Steiner als 17. Wiederholung und denkt: "Mein Gott - muß ich schon sterben und sehe die schlimmsten Shows noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeiziehen?"

Da nimmt man dann doch lieber die paar Wochen Abschiebehaft nach Mallorca in Kauf.

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