Kalkofes letzte Worte
Heute schon gekotzt ?

Kochen ist Kult. Längst vorbei ist die Zeit, in der es sich dabei lediglich um eine Beschäftigungstherapie für gelangweilte Mütter und Ehefrauen handelte, die versuchten, aus alten Tierkadavern, Spanplatten und einem halben Brühwürfel für Papa eine möglichst schmackhafte Mahlzeit zuzubereiten. Heute ist Kochen einfach chic. Wenn man früher keine Zeit hatte, schüttete man sich sachon mal einfach eine kalte Dose Pichelsteiner Eintopf auf ex in den Rachen, oder man ließ sich als Student in der Mensa aufgewärmte Erbrochenes-Imitate auf den Plastikteller schaufeln, wenn die Kohle fehlte. Inzwischen ist soetwas undenkbar! Kochen ist ein Ausdruck von Savoir-vivre, ein Zeichen von Kultur. Mit einer einfachen Einladung zu einem romantischen Fischbrötchen bei Kerzenschein am Ufer der Seine bekommt man heute keine Friseuse mehr auf die Matte - der moderne Mann muß selber kochen! Und wenn er bei Mama damals nicht gelernt hat, wie man das Schlemmerfilet warmmacht oder die Petersilie auf das Katzenfutter prokelt, gibt´s halt nichts zu poppen!

Wen wundert es also, daß Kochen im Fernsehen neuerdings Hochkonjunktur hat? Kein Sender mehr ohne lustige Ravioli-Erhitzer aus irgendeiner Drei-Sterne-Frittenschmiere, der uns vormacht, wie man eine Scheibe Toast belegt. Alles ist vertreten, von Lirum-Larum-Löffelstiel für Kinder über Diri-Dari-Drehspieß für unsere griechischen Mitbürger, bis hin zu Tri-Tra-Trockenbrot für Volltrottel, die zu blöd zum Kochen sind! Besonders beliebt: die Nahrungszubereitung mit lockeren Prominenten! Genauso grottenöde wie damals die olle Trockenpflaume aus dem Dr.-Oetker-Versuchslabor für sich-selbst-verdauenden Fertigkuchen, aber erfolgreich, weil es immer Spaß macht, zu sehen, wie andere in der Küche schuften. Neben Bioleks Beschissimo-Brutzeleien jetzt ganz neu am Quotenherd der ARD: Christiane Herzog, die Frauenbeilage des Bundespräsidenten! Egal ob Bulettenkneten mit Ulli Wickert, Fischstäbchenbraten mit Nelson Mandela oder Wodka abschmecken mit Boris Jelzin - man kann gar nicht soviel kochen, wie man vor Langeweile reiern möchte! Und wenn nicht bald mal endlich bei einer dieser Schnitten-Schmierer-Shows die Quoten anbrennen, dann weiß ich schon, was als nächstes kommt: Picobello - 90 Minuten abwaschen mit Hera Lind im Stützkorsett und danach Bohlemia - beim Kochen zugucken mit Dieter Bohlen und wenn´s nicht schmeckt, gibt´s einen an die Glocke! Mir ist jetzt schon schlecht!

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