Kalkofes letzte Worte
Ficken! Ficken! Ficken!

Vielen Dank. Ich wollte nur ihre Aufmerksamkeit. Jetzt können wir uns ja ruhig anderen Themen zuwenden. Aber wer weiß, ob Sie ohne das böse F-Wort diese Zeilen überhaupt gelesen hätten! Ein reißerischer Titel aus dem weiten Feld des Geschlechtsverkehrs ist nun einmal unerläßlich dieser Tage. Niemand würde auch nur eine einzige Folge von "Vera am Mittwoch" oder "Arabella" gucken, wenn die Themen nicht "Mein Schwanz ist 100 Meter lang" oder "16, blond und spitz wie Lumpi!" heißen, sondern wahrheitsgemäß "Bleichnasige Arschgesichter langweilen das tumbe Publikum mit ihren erbärmlich primitiven Knatterphantasien".

Das Wichtigste ist, die Zuschauer so scharfzumachen, daß sie einschalten. Was dann folgt, ist völlig egal - und solange alle auf die gleiche Art bescheißen, braucht man auch keine Angst zu haben, die Konkurrenz könne vielleicht wirklich etwas Interessantes senden. Da es in der großen Masse der aufgeschlossenen, intelligenten Rezipienten unseres Landes aber eine ganze Menge zu geben scheint, die diese offensichtliche Verblödungstaktik aus Mitleid mitspielen, um die unbedarften Programm-Macher nicht zu enttäuschen, macht jene gezielt verborgene Inhaltlosigkeit sogar Quote. Auch dumme Hunde kriegen Knochen! So kommt es, daß beispielsweise Kulturprogramme wie SAT.1 endlich die beinahe vergessene Kunstform des "saudämlichen deutschen Titels" wiederentdeckt haben, die seit den späten 70er jahren fast ausgestorben schien. Wer erinnert sich nicht an Kreativleistungen zugekiffter Filmverleiher wie "Oscar, der Granatenköttel", "Zwei Himmelhunde hauen sich in die Fresse" oder "Frau Wirtin bläst auch ohne Tuba" oder wie die alle hießen. Heute gibt es dafür "Blutjung, geschändet und lebendig gefressen" für Dokumentationen über Angelköder oder "Nackt und gierig in die Hölle" für die TV-Movie-Version von "Adam und Eva". Und irgendwann, da bin ich mir sicher, werden auch die öffentlich-rechtlichen Sender dieses Spiel mitmachen. Nicht mehr lange, und die ARD-"Tagesschau" wird umbenannt in "Sperma, Blut und Massenmord - Alltagshorror zum Abendbrot" - zumindestens im Untertitel! Und sollte eines Tages "Das Wort zum Sonntag" zu den Privaten wechseln, wird man es wahrscheinlich wiederfinden als "Wasser, Wein und wilde Wunder - Die Jesus-X-Akten". Bleibt nur die Frage, wann endlich die Sender sich selbst trauen, ihre abstrakten Kürzel wie SAT.1, RTL oder Pro Sieben abzulegen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wie z.B. Hirnlos-TV oder Blöd-und-geldgeil-aber-Mörder-Titten. Dann würde auch ich wieder einschalten!

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