Kalkofes letzte Worte
Olé - Olé - Olympia !

Endlich ist es soweit: die olympische Flamme der Sportlichkeit wird entzündet! Wie alle vier Jahre, versammeln sich auch jetzt wieder die professionellen Amateur-Spitzenkräfte in Sachen Leibesübungen der ganzen Erde, um im fairen Wettkampf ohne allzu auffälliges Doping miteinander Kräfte zu messen und der Menschheit ein positives Beispiel zu geben. So irgendwie. Da weiß man plötzlich wieder, welchen Stellenwert das Barrenturnen in Hinblick auf den Weltfrieden hat und warum wir alle Sport in der Schule hatten.

Doch bevor Sie grundlos euphorisiert jubelnd vom Hocker hüpfen, denken Sie noch einmal darüber nach, was das eigentlich bedeutet: über zwei Wochen lang in den Medien nichts als Berichte über dynamisch durchtrainierte Siegertypen mit medaillenbehängten Gewinnerhälsen, die allesamt reicher, schlanker und wesentlich erfolgreicher sind als man selbst! Und um diese unsympathischen Angeber beim Triumph im Wettsackhüpfen beobachten zu dürfen, muss man sich auch noch mitten in der Nacht vor die Glotze hocken, weil diese aufgeblasenen Körperertüchtigungskämpfe natürlich nicht in der brüchigen CVJM-Turnhalle von Bitterfeld stattfinden, sondern im voll krass fetten Sydney, Australien. Einem Land, das derart von der Sonne geküsst wird, dass es schon fast an sexuelle Belästigung grenzt, und in dem die Bewohner vor lauter ungezähmter Collness derart gut drauf sind, dass sie nur dann wach sind, wenn alle anständigen Menschen bei uns längst vom Sandmännchen genagelt wurden.

Nicht zu vergessen die vierstündige Eröffnungsorgie mit Ländereinlauf, Laber-Marathon und Fähnchenparade rund um das langweilige Fackelanzünden, bei der sämtliche pantomimischen Ausdruckstänzer, Weight-Watchers-Jazzgymnastikgruppen und Hausfrauen- Synchron- Klöppelvereine Australiens ihre terroristischen Balletteinlagen präsentieren dürfen. Plus die ganzen albernen Disziplinen, von denen noch kein Schwein je was gehört hat: 20-km- Gehen-Damen-Schießen-Sportpistole-Laufende-Scheibe, Schnellfeuerpistole- Herren-liegend oder Synchronschwimmen-Duett-Technische-Kür. Welch ein Mumpitz! Wieso nicht gleich Schießen- Bazooka-Fliehende-Passanten-50-Meter, 40km-Synchron-Stehen- Herren-sitzend, 15- Minuten- Geschlechtsverkehr-Gruppe-liegend und Tischfußball-Damen- einarmig-unfrisiert? Man kann doch wirklich nicht alles als Sport durchgehen lassen! Wenn Sie mich fragen, ist diese Olympiade auch nichts anderes als früher in der Schule die jährlichen Bundesjugendspiele. Alle schwitzen und finden es eigentlich doof, machen aber trotzdem mit, denn immer noch besser als Unterricht. Doch wer wirklich clever ist, der hat sich rechtzeitig ein Attest besorgt!

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