Kalkofes letzte Worte
Grund zum Klagen

Amerika ist großartig! Wäre ich ein Land, ich wäre gern wie Amerika. Groß, frei und selbstbewußt, demokratisch und gerecht, verständnisvoll mit gesunder Härte. Toll. Man muß die Amerikaner einfach lieb haben, denn sie sind alle bewaffnet. Sie sind so tolerant, daß sie sogar einen Volltrottel zum Präsidenten wählen, auch wenn sie noch nicht mal richtig wissen wie das eigentlich geht. Vor allem aber haben sie ein herausragendes Rechtssystem, und jeder kann jeden verklagen, wie er gerade lustig ist. Am Ende machen sie daraus meistens noch ulkige Fernsehserien über hübsche frustrierte Single-Anwältinnen in durchgeknallten Klappskopp-Kanzleien mit Meet-and-Greet-Unisex-Toiletten.

Jetzt hat es ein krebskranker Kettenraucher sogar geschafft, vom freundlichen Philip Morris-Fluppen- konzern ganze sieben Milliarden Dollar (circa 10 Trillionen Euro) dafür zu erklagen, daß er sich jahrelang die Lunge mit ihren coolen qualmenden Todesstengeln zugeteert hat. Gut, sagen die einen, da hat der Trottel doch selber schuld, hat ihm ja keiner gewaltsam die Zichten in die Fresse getackert. Schön und gut, aber andererseits haben die Konzerne beim Sargnagelverkauf auch nicht gerade offensiv mit den kostenlos zugetzten Suchtstoffen und dem frühen Krebstod geworben und somit die Kunden wissentlich verarscht, sagen die anderen. Und eigentlich haben sie damit ja auch recht.

Bleibt für mich nur die Frage, wie lange es noch dauert, bis diese Verhältnisse auch in Deutschland üblich werden. Und wann es endlich möglich sein wird, als Zuschauer Fernsehsender für ihren ausgestrahlten Produktmüll zu verklagen. Rein juristisch gesehen sollten die öffentlich-rechtlichen Stationen als Kassierer unserer unfreiwilligen GEZ-Honorare doch eigentlich vorgeladen werden können, wenn sie ihrer Dienstleistungsfunktion als Unterhalter und Bildungslieferant nicht mehr ausreichend gerecht werden. Zumindest könnte man versuchen, sich außergerichtlich auf eine Geld-zurück-Garantie für das Publikum zu einigen. Es wäre höchste Zeit. Oder auch für eine Beleidigungsklage an tm3, die ihre neue ganztägige Gurkenparade an unerträglichen Call-In-Shows mit moderierenden Mega-Schwachmaten als fröhliche Mitmach-Formate verkaufen - und damit alle Zuschauer automatisch als debile Vollidioten abstempeln. Ich denke, das muß man sich nicht unbedingt gefallen lassen. Auch keinen Sender, der andauernd "Ja!" stöhnt, obwohl das Publikum "Nein" schreit. Schließlich ist bislang noch nicht einmal der Hinweis "Achtung! Fernsehen gefährdet ihre geistige Gesundheit" als obligatorische Einblendung vorgeschrieben.

Auch wenn Justitia blind ist und deshalb nie fernsieht - ein wenig Gerechtigkeit sollte doch wohl wenigstens während der Werbepause mal möglich sein. Danke, Euer Ehren!

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